Es lohnt sich, Energiefresser zu enttarnen und effizientere Möglichkeiten zu prüfen
MehrDer Einzelhandel hat in den vergangenen Jahren beim Klimaschutz viel erreicht. Das ist vor allem der Pionierarbeit der großen Filialisten zu verdanken, die ihre Energiekonzepte kontinuierlich optimiert und dadurch erhebliche Strom- und Energieeinsparungen erzielt haben. So hat sich der CO2-Ausstoß im Einzelhandel im Vergleich zu 1990 bereits um 50 Prozent verringert.
Mit rund drei Millionen Beschäftigten ist der Einzelhandel als Arbeitgeber die drittstärkste Wirtschaftskraft und eine tragende Säule der deutschen Wirtschaft. Die Branche verändert sich seit einigen Jahren rasant – den Hauptimpuls dafür liefert unbestritten die Digitalisierung. Inmitten dieses Wandels stehen nicht nur Handelsunternehmen, sondern auch Industrie, Politik und Gesellschaft vor der Herausforderung, einen fairen und ökologisch vernünftigen Transformationspfad einzuschlagen, um den Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase zu reduzieren oder zu kompensieren.
Mit seinen rund 528.000 Verkaufsstellen in Deutschland und einem jährlichen Ausstoß von 20 Millionen CO2-Äquivalenten stellt der Einzelhandel eine CO2-intensive Branche. Pro Jahr hat der Einzelhandel einen Energieverbrauch von rund 47 Terrawattstunden (TWh), 35 TWh entfallen auf den Stromverbrauch und 12 TWh auf den Wärmebedarf. Das schlägt sich auch in den Kosten nieder: Im Einzelhandel betragen sie bereits ein Drittel des Betriebsüberschusses.
Mit dem Pariser Klimaabkommen liegt seit 2015 ein internationales Vertragswerk vor, in dem sich die 195 Unterzeichnerstaaten verpflichtet haben, die Erderwärmung im Vergleich zu 1990 und bis 2050 deutlich unter 2 °C zu begrenzen. In einer Erklärung haben sich die führenden deutschen Einzelhändler dem Ziel des Klimaabkommens verpflichtet. Zahlreiche Förderprogramme wurden bereits auf den Weg gebracht, wie etwa die Nationale Klimaschutzinitiative (NKI), mit der das Bundesumweltministerium Klimaschutzprojekte in ganz Deutschland unterstützt. Doch es sind noch mehr Anstrengungen notwendig:
Copyright: HDE-Klimaschutzoffensive
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Einen ersten Etappensieg auf dem Weg in die Klimaneutralität haben die Sektoren Gewerbe, Handel und Dienstleistung (GHD) trotz Wirtschaftswachstums schon 2016 erzielt: Sie haben ihren CO2-Ausstoß im Vergleich zu 1990 halbiert (50 Prozent CO2-Reduktion) und damit das EU-Klimaschutzziel für 2030 schon fast erfüllt. Insbesondere die großen Filialisten sind auf einem guten Weg: Sie haben ihr Energiemanagement kontinuierlich verbessert, den teuren Umstieg auf natürliche Kältemittel sowie LED-Technologie vorgenommen und dabei ihre Kompetenzen und Ressourcen in zentralen Effizienzabteilungen so gebündelt, dass deutliche Strom- und Energieeinsparungen realisiert werden konnten. Allein die elf Unterzeichner der Klimaschutzerklärung des deutschen Einzelhandels haben 2016 mehr als 370 Millionen Euro in Energieeffizienzmaßnahmen investiert und so bereits 110.000 Tonnen CO2 eingespart. Damit wurde der Strombedarf um jährlich mehr als 200.000 MWh reduziert. Das entspricht etwa dem Jahresverbrauch einer deutschen Kleinstadt.
Einsparpotenziale werden in unterschiedlichen Handlungsbereichen gehoben: So ist vielerorts bei der Beleuchtung die Umstellung von konventionellen Systemen auf LED-Technologie gelungen und es kommen immer mehr natürliche Kältemittel zum Einsatz während Klima-, Lüftungs- und Heizungsanlagen energieeffizienter betrieben werden. Im Gebäudebestand mit den rund 520.000 vom Einzelhandel genutzten Gebäuden schlummert ebenso erhebliches Einsparpotenzial, denn die meisten wurden errichtet, bevor erste Effizienzstandards gesetzlich eingeführt wurden.
Immer mehr Einzelhändler setzen mit Photovoltaikanlagen auf den Dächern ihrer Filialen auf erneuerbare Energien und mit Blockheizkraftwerken und Wärmepumpen auf effiziente, dezentrale Energieerzeugungsanlagen. Im Neubau werden zunehmend ganzheitliche Green-Building-Konzepte umgesetzt, die höchsten Nachhaltigkeitsstandards entsprechen und ein völlig neues Einkaufserlebnis ermöglichen.
Dazu leisten Einzelhändler mit der Errichtung von Ladesäulen auch einen Beitrag beim Aufbau einer Infrastruktur für Elektromobilität. Gleichzeitig ermöglicht eine emissionsärmere Mobilität auch neue Chancen für neue, klimaneutrale Logistik- und Transportkonzepte im Einzelhandel. Die Basis für alle Maßnahmen bildet ein professionelles Energiemanagement, mit dem Verbräuche systematisch ausgewertet werden, um Schwachstellen zu identifizieren.
Copyright: HDE-Klimaschutzoffensive